Wiener Bronzen: Als Wiener Bronzen bezeichnet man in Bronze gegossene Kleinplastiken Wiener Hersteller, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert als Ziergegenstände („Nippes“) weite Verbreitung fanden, heute allerdings eher von engeren Sammlerkreisen geschätzt werden. Einfachere Ware dieser Art wurde schon seit dem Biedermeier produziert. Der Höhepunkt der Nachfrage ergab sich aber in der Gründerzeit: zahlreiche Firmen produzierten mehr oder weniger exotische menschliche Figuren (Orientalen, Indianer, „Mohren“) auf ihren Reittieren, dann auch Tiere ohne menschliche Begleitung von Elefanten und Löwen bis zu Hunden Katzen, Schweine und Hasen sowie Kleintieren wie Fröschen und Insekten. Es gab dramatische Figurengruppen (Kampfszenen) und auch humoristische (menschlich gekleidete Tiere), auch Erotica wurden produziert, etwa als mechanische Bronzen für „Herrenzimmer“. In den beiden Weltkriegen wurden viele Wiener Bronzen aufgrund der Metallbedürfnisse der Artillerie eingeschmolzen. Um 1900 gab es in Wien etwa 80 einschlägige Gewerbetriebe, die allerdings in der Folgezeit aufgrund eines Wandels im europäischen Publikumsgeschmack nahezu alle schließen mussten. Der Herstellungsprozess von Bronzen ist aufwändig.

Der sogenannte Zinn Nippes ist die „billige“ Kopie der Wiener Bronzen für eine breitere Gesellschaftsschicht.

Statt aus teurer Bronze werden diese Figuren aus Zinn gegossen. Oftmals im Hohlguss wobei noch weitere Materialkosten erspart werden konnten. Weiterhin konnten die teuren Ziselierkosten entfallen. Der Unterschied zwischen der preiswerten Zinnfigur und der teuren Bronze ist selbst für Kenner der Materie nicht immer leicht zu erkennen. Für die Figurenproduzenten war dies ein lukratives Geschäft!

Bei Recherchen in der Rundschau der Spielwarenhersteller finden sich um 1900 Anzeigen von 20 verschiedenen Herstellern. Ein Schwerpunkt der Produktionen war in Dresden mit 9 Herstellern, darauf folgt Berlin mit 4 Herstellern und die folgenden Städte mit nur je einem Hersteller: Fürth, Nürnberg, Naumburg, Lichtenfels, Hamburg, Halle, und Biberach.

Es sind bei den Nippesfiguren aus Zinnlegierung die gleichen Themenschwerpunkte wie bei den Wiener Bronzen:

Andenken mit Tieren u./o. Figuren – Spardosen, Tintenfässer, Streichholzanzünder, Federabstreifer für die Tinte, (Spiegel) und Art Deco-figuren. – Kalender mit Figuren, Figuren an Laternen – Wackelköpfe, speziell von Heyde (know how) – Erotische Themen sind bei den Nippesfiguren aus Zinn bislang nicht aufgetreten.

Ein Thema erfreute sich besonderer Beliebtheit – dies waren die Araberfiguren !!! Diese waren ausgelöst vom sogenannten Orientalismus im 19. Jahrundert. Der Mythos des Morgenlandes als Ort der Sinnlichkeit und Dekadenz. Die Sehnsucht nach dem Fremdländischen ausgelöst durch diese romantisierende Sicht auf den Orient.

Unter Orientalismus in der Kunst versteht man die Darstellung nah- und fernöstlicher Motive durch europäische Kunstschaffende speziell in den folgenden Disziplinen: Malerei – Architektur – Literatur – Broncen und hier betrachtet ==> Zinn-Nippes

Dem Charme dieser Figuren kann man sich auch heute noch kaum entziehen. Vieles wird persifliert, karikiert und entlarvt. Dies gibt den Figuren aus meiner Sicht einen außerordentlichen kulturellen Stellenwert. GF


Galerie der Nippesfiguren in Zinnlegierung