Georg Heyde & Co. Dresden
Am 30. April 1872 erhält Georg Carl Adolf Heyde die Erlaubnis um sich als Zinngießer zu betätigen. Dies ist die Geburtsstunde der Firma Georg Heyde. Am 12. Januar 1874 wird Georg Heyde zum Zinngießermeister ernannt und in die Zinngiesser-Innung in Dresden aufgenommen. Er heiratet am 9. Juni 1877 Elisabeth Böhmer, die Tochter des Dresdner Zinngießermeisters Carl Julius Adolph Böhmer, dessen Familie das Zinngießerhandwerk bereits seit mehreren Generationen betreibt. Allerdings in erster Linie mit der Produktion von Chirurgischen Artikeln wie Spritzen, aber auch ein Handel mit Zinnfiguren ist durch eine kleine Werbeanzeige belegt. Bei der „Sächsischen Ausstellung von für die Jugend bestimmten Erzeugnissen der Kunst, Wissenschaft und Industrie in Dresden“ erhält die Firma im Jahre 1877 den zweiten Preis. Diesem folgt 1879 ein erster Preis. Die Beteiligung an der Gewerbe- und Industrie-Ausstellung 1881 zu Halle a/S beschert eine weitere Medaille. Diese drei Medaillen sind in der Folge auf den Deckeletiketten und Rechnungsformularen abgebildet.
1877 gab es mit der Gewerbepolizei Auseinandersetzungen wegen der Beschäftigung von Jugendlichen ohne die entsprechenden Papiere hierfür vorlegen zu können. (Knaben von 12-14 Jahren wurden für das Bemalen der Figuren beschäftigt.) Am Ende musste Georg Heyde eine Strafe zahlen.
Er zieht mit der Firma bis 1883 mehrfach in Dresden um. 1891 baut er ein größeres Geschäftshaus in der Alaunstraße 16. Er lässt die Gießerei und anderen Werkstatträume im Hinterhaus einrichten.
Der Kaufmann Albin Schulze tritt im April 1886 als Teilhaber in die Firma Georg Heyde ein. Die Firma heißt nun „Georg Heyde & Co.“.
Der große geschäftliche Erfolg mit den Spielzeugfiguren bedingt eine räumliche Ausdehnung der Firma auf das gesamte Vorder- und Hinterhaus und auch das Nachbargrundstück in der Alaunstraße 14 gehört bald zum Besitz der Firma. Privat zieht Georg Heyde mit seiner Familie 1894 in eine Villa in der Radebergerstraße 23.
Das Geschäft mit den Zinnfiguren floriert bis zum Ersten Weltkrieg wie auch bei den anderen Herstellern. Der Ausgang des Krieges bringt den weitgehenden Verlust der einträglichen Märkte in England und Frankreich. Georg Heyde verstirbt am 19. Mai 1928. Da keine Nachfolgeregelung besteht liegt die Leitung zunächst bei der Erbengemeinschaft. Nach Klärung der Erbschaftsangelegenheiten übernimmt Georg Heydes Sohn, der Kaufmann Walter Georg Heyde als Inhaber die Firmenleitung. Während der Bombardierung von Dresden wird das Werkstattgebäude in der Alaunstraße 16 zerstört. Über die Aktivitäten der Firma Georg Heyde in der Nachkriegszeit weiß man wenig. Es wurde im Keller des Vorderhauses noch mal eine Gießerei eingerichtet und versucht u.a. auch mit Nippesfiguren und anderen Nichtmilitärischen Themen einen Absatz zu erzielen. Am 23. Januar 1973 stirbt Walter Heyde in Dresden. Da es keine Erben gibt tritt der Staat das Erbe an und vereinnahmt Privatbesitz und Firmeninventar.
Quelle: Markus Grein: Mit Heyde-Figuren um die Welt, 2003, Edition Krannich, Grimma
Vermutlich war es die geniale Idee von Georg Heyde, Figuren durch Nutzung von vielen verschiedenen Grundkörpern, unterschiedlichen Köpfen und diversen Ausrüstungsgegenständen eine schier unendliche Darstellungsvielfalt zu geben. Diese Kombinierbarkeit hat ihm einerseits ein sehr vielseitiges Angebot als auch andererseits ein unglaublich kostengünstiges Produktionsumfeld beschert. Speziell in der Größe 2 hat der das Angebot auf alle möglichen Themen der Weltgeschichte ausgeweitet. Diese Größe ist für Kinderhände geradezu ideal und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Oftmals waren die Figuren wegen der etwas gedrungenen Form nicht so fein wie bei den Figuren der Konkurrenz aus Nürnberg und Fürth, allerdings hatten sie auch einen besonderen Charme. Dieser hat nicht nur damals die Kinderaugen leuchten lassen sondern auch heute lassen sich viele Sammler weltweit noch davon bezaubern. Die Größe 2 wird mit 52mm bei den Fußfiguren und 65mm bei den Reitern angegebenen. Figuren in etwa gleicher Größe haben auch Haffner, die Gebrüder Heinrich und auch Krause in Gotha hergestellt aber diese Vielfalt – speziell auch bei den zivilen Themen haben diese nie erreicht. Nach dem verlorenen ersten Weltkrieg 1918 war es erst mal mit militärischen Themen vorbei. Dem Angebotsprogramm konnte Heyde kurzfristig einen neuen Schwerpunkt mit der Produktion von zivilen Themen geben. Zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg konnte Heyde deshalb noch eine gewisse Rolle spielen und Figuren in größerem Umfang verkaufen. Genauso wie bei Spenkuch aus Nürnberg half ihm dabei sein breit aufgestelltes Programm, besonders auch ziviler Themen. Bei einem weiteren Bereich hatte Heyde die Nase vorn. Dies war bei den sogenannten Nippesfiguren. Auch hier hatte er ein Angebot welches von keinem anderen Hersteller in Qualität und Vielfalt erreicht wurde. Auch diese Figuren wurden zwischen den Kriegen noch gut nachgefragt. Glücklicherweise sind von Georg Heyde sowohl einige Kataloge seiner Spielzeugfiguren aus verschiedenen Zeiten als auch ein Nippesfigurenkatalog aufgetaucht, sodass man eine gute Vorstellung des Gesamtangebotes bekommen kann. Viel Spaß nun bei dem Rundgang in der Galerie. GF