Johann Haffner
geb. am 11.8.1813 in Fürth, legte 1837 seine Meisterprüfung als Zinngießermeister ab und im gleichen Jahr stellte er sowohl ein Niederlassungsgesuch als auch ein Verehelichungsgesuch welches beides vom Magistrat genehmigt wurde. 1840 nahm er schon an einer Industrieausstellung in Nürnberg teil und 1867 erhielt er auf der Weltausstellung in Paris eine Medaille für seine ausgestellten Produkte. Um diese Zeit beschäftigte er schon ca. 100 Mitarbeiter und verbrauchte jährlich ca. 500 Zentner Zinn und Blei. Damit wurden ca. 200.000 Spanschachteln mit Zinnfiguren produziert welche in die verschiedensten Länder exportiert wurden. Etwa um diese Zeit begann auch die Herstellung von vollplastischen Zinnfiguren. Er starb am 25.2.1874. Zu der Zeit war der Betrieb vermutlich der größte Hersteller von Zinnfiguren in Fürth. Der Sohn Konrad übernahm das Geschäft und zwischen 1892 und und 1902 wechselte der Besitzer gleich mehrfach. Ab 1892 führte Albrecht Christian Alexander Städter das Geschäft unter dem Namen „J.Haffner’s Nachfolger“. (Er hatte das Zinngießerhandwerk in Fürth bei den Gebrüdern Heinrich gelernt und von 1871 bis 1877 dort gearbeitet) Schon am 4.8.1898 verkaufte er die Firma an Otto Bing der die Firma nach Nürnberg in die Reindelstr. 4 verlegte. Der Name blieb auch erhalten als am 1.4.1902 der Kaufmann Max Erlanger den Betrieb übernahm. Weitere Eigentümer wurden Andreas Pförtner zusammen mit Max Erlanger und dessen Bruder David Erlanger und 1928 Stephan Bing. Dieser verkaufte 26 % der Geschäftsanteile an den Frankfurter Bankier Hermann Oppenheim und 1939 übernahmen im Zuge der „Arisierung“ Ernst Voelk und sechs weitere Teilhaber die Firma.Schon 1930 fehlten im Angebotskatalog der Firma die Zinn- und Bleifiguren vollständig.
Quelle: Schriften des Spielzeugmuseums Nürnberg, Band IV, „Paradestücke“ Zinnfiguren aus Nürnberg und Fürth, Dr. Erhard Schraudolph, S: 121-124
hatte Dr. Hans-Henning Roer in seinem Buch „Alte Deutsche Spielfiguren in Blei“ noch als etwas Rätselhaft und im Halbdunkel beschrieben weil bis dato kein Angebotskatalog aufgetaucht war. Dass in dieser Frage, was es denn wohl so gegeben hat, auch ein besonderer Reiz des Sammelns liegt hat Hans-Henning Roer hervorgehoben. Er lobte die hohe Qualität und bestätigte ein kompaktes Programm auch ohne eine genaue Vorstellung des gesamten Angebotes zu haben. Heute ist man durch den von Prof. Dr. Czeguhn aufgelegten Nachdruck eines inzwischen aufgetauchten Kataloges von Haffner aus der Zeit von ca. 1903-1911 zwar etwas schlauer aber die Aussage von Roer hat immer noch Bestand. Haffner hat seine Figuren lt. Katalog in Größe von I. bis VI. eingeteilt. Darüber hinaus werden 12 weitere Größenkombinationen von Fußfiguren und Reitern angegeben. Dort wird auch immer das jeweilige Angebot näher erläutert. Bei einem Vergleich der Größenangaben im Haffner Katalog mit den Angaben im Heydekatalog oder auch mit den Größenangaben in Abbildungen von Norisfiguren stellt man fest, dass sich die Hersteller weder bei der Nummerierung noch bei den Größenangaben irgendwie abgestimmt haben. Es wird kein Zufall sein, dass einige populäre Figurengrößen der verschiedenen Hersteller ungefähr zusammen passen. Die heutigen Sammler haben genauso wie die Käufer um die Jahrhundertwende gewusst was zusammen passt. Da die Figuren von der Auffassung und vom Stil unterschiedlich graviert wurden ist das gemeinsame Aufstellen von Figuren unterschiedlicher Hersteller sowieso Geschmacksache. Beim Studium des Haffner Katalogs wird deutlich, dass die heute gebräuchliche Unterscheidung zwischen Flach-, Halb- und vollplastischen Figuren in dieser Zeit kaum, bzw. überhaupt nicht genutzt wurde. Speziell die Begrifflichkeit „massive Figuren“ machte nicht deutlich ob die Figuren Halb- oder Vollplastisch waren. Die Größenangaben sind mit ca. … mm angegeben und es wird meist vom Boden bzw. Fußbrettchen bis Augenhöhe gemessen! Der Katalog nennt:
Feinste massive Figuren / Mittelfeine massive Figuren / Ordinäre massive Figuren / Flache Figuren / Jockeys werden in der Sprungweite gemessen! / Feinste plastische Figuren / … oder auch folgende Bezeichnung bei der Schlossgarde: in flachen, kräftig modellierten, grossen Figuren, hochfein bemalt ../ Als Extrafeine Perspektive Figuren wurden die später von H.H. Roer benannten „Röhrenottos“ bezeichnet –
Die Größen starten bei 28mm mit flachen Fußer Figuren und geht bis zu 102 mm bei den extrafeinen massiven Reiterfiguren der Größe VI, die auch den Kaiser, Prinzregent und andere Fürsten verschiedener Nationen nennt.
Hier noch eine unvollständige Aufzählung von Themen aus dem Haffner Katalog:
Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Pontontrain, Sanitätstrain, Musik, Generalstab, Parade, dto. mit Fürstlichkeiten und Stab, Radfahrer, Fahnenkompagnie, Einzelfiguren auf Pferd mit abnehmbarem Sattel, Kaiser, Prinzregent und andere Fürsten,
Halbplastische Figuren – beschrieben als Feinste massive Figuren: Paraden und Lager, Manöver, Gefechte und Schlachten, Artillerie, Marine – Manöver und Gefecht mit Landung und Flottenmanöver – Feldtelegraphie – siehe Bilder –
Außerdem nicht militärische Genres: Frühlingslust, Parkpromenade, Sommerfrische, Landkirchweih -siehe Bilder, Fahrradsport, Viehweide, Alt-Nürnberg in reicher Ausstattung
Jockeys flach und massiv von 35mm bis 66 mm vollplastisch, mit und ohne Stahlfedern.
Schlossgarde in 80mm –
Als „Extrafeine Perspektive Figuren“ wurden die Röhrenottos ohne Größenangabe im Katalog angeboten.
Jagden – Karawane und Beduinenrast waren halbplastische Figuren und als Extrafeine plastische Figuren beschrieben.
Hier abschließend noch die gebräuchlichsten Größen in mm für Fußfiguren/Reiter lt. Haffner Katalog
Größe I = 32 mm / 40 mm
Größe II = 41 mm / 48 mm
Größe III = 45 mm / 58 mm
Größe IV = 49 mm / 67 mm
Größe V = 53 mm / 75 mm
Größe VI = 70 mm / 102 mm